Zukunft

Welt-Inventur von oben

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Autorin: Dörte Rahming

Wo steht welches Haus? Wie hat sich der Wald entwickelt? Welche Orte eignen sich für Solaranlagen? Diese und viele weitere Fragen lassen sich am besten aus der Luft beantworten. Ein Rostocker Start-up hat eine Künstliche Intelligenz (KI) dafür entwickelt.

Hier haben sie den Überblick, im wahrsten Sinne: Bei der deeeper.technology GmbH werden Satellitenaufnahmen oder hochaufgelöste Luftbilder ausgewertet. „Wir haben erlebt, dass Geodaten oft per Hand übersetzt werden“, sagt Jakob Heller, einer der drei Gründer. „Bestes Beispiel ist das Katasteramt, wo alle Gebäude erfasst werden. Dort musste bisher auf Bilder geschaut und abgeglichen werden, welche Häuser in der Liste verzeichnet sind. Das übernimmt nun unsere Software.“

Wir haben erlebt, dass Geodaten oft per Hand übersetzt werden. Das übernimmt nun unsere Software.

Jakob Heller

Ebenso lässt sich leicht feststellen, welche Flächen versiegelt sind, wo es Grünland gibt oder wie sich die Küstenlinie entwickelt hat. Und nicht zuletzt, welche Standorte sich für Photovoltaik-Anlagen eignen – inklusive der nötigen Winkel und der Ausrichtung zur Sonne. „Ein wesentlicher Vorteil ist, dass wir nicht nur die Gebäude selbst erfassen können, sondern auch deren Höhe. Derzeit werden unsere Daten hauptsächlich genutzt, um die Energiewende sinnvoll zu steuern.“ Zu den Kunden gehören Energieunternehmen und Abwasserverbände, Netzbetreiber und kommunale Verwaltungen in ganz Deutschland.

Jakob Heller und seine Kolleginnen und Kollegen entwickeln einen digitalen Zwilling von Europa.

Jakob Heller ist Co-CEO von deeeper.technology.

Früher wurden Luftaufnahmen per Hand ausgewertet. Dank der deeeper.technology GmbH erledigt das die KI.

Wie sollten die Häuser zur Sonne ausgerichtet sein? Die deeeper-KI ermittelt das in Sekundenschnelle.

KI made in MV

Die Väter dieser Idee sind Jakob Heller, sein Bruder Johann Heller und ihr gemeinsamer Freund Joshua Becker. Die Mittdreißiger hatten alle zuvor an Künstlicher Intelligenz geforscht. Auf ihre Geschäftsidee kamen sie buchstäblich am Küchentisch – und das ist kaum fünf Jahre her. „Der Bereich Geodaten hängt sehr zurück, was Software und Innovationen angeht“, meint Jakob Heller. „Da wollten wir eingreifen. Unsere KI schafft es, in einer Sekunde etwa 50 Quadratkilometer Fläche auszuwerten.“ Inzwischen möchten sie bei deeeper.technology GmbH nicht weniger als einen digitalen Zwilling Europas erschaffen und in möglichst viele Anwendungen bringen. „Für fast ganz Deutschland haben wir das schon vorberechnet und könnten die Daten kurzfristig liefern.“ Inzwischen sitzen 14 hochqualifizierte Mitarbeitende an den Rechnern, unter ihnen Geoinformatiker, Mathematiker und Geografen, etliche mit Doktortitel.

Unsere KI schafft es, in einer Sekunde etwa 50 Quadratkilometer Fläche auszuwerten.

Jakob Heller

Job mit Wohlfühlfaktor

Wer den ganzen Tag über Deep Learning brütet, muss ab und an mal an den Kicker-Tisch.

Teamarbeit wird hier großgeschrieben.

Die junge Firma hat ihren Sitz in einem Rostocker Gewerbegebiet. In ihren Räumen gibt es viel Platz und viel Technik, viel Wissen und viel Austausch. „Diese hochqualifizierten Leute können sich ihre Arbeit aussuchen, das heißt, wir als Arbeitgeber möchten für sie attraktiv sein.“ Den drei Gründern ist eine angenehme Arbeitsatmosphäre wichtig. Sie bieten den Expertinnen und Experten echte Herausforderungen. „Wir sagen ihnen: Was wir machen, ist wie der erste Flug zum Mond, das gibt es nur einmal. Und du kannst einen Teil dazu beitragen.“

In der Zukunft wird es immer mehr auf diesem Gebiet zu tun geben, meint Jakob Heller. Weiteres Wachstum ist also programmiert.

https://deeeper-technology.de/de/

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