Zukunft

Jede Scheibe absolut exakt geschnitten

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Autorin: Dörte Rahming

Salami oder Edamer, Schinken oder vegetarische Produkte – wer im Supermarkt zu abgepackten Lebensmitteln greift, hält mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Produkt in der Hand, das auf Maschinen der Firma Weber geschnitten wurde. Die meisten davon werden in Neubrandenburg gefertigt.

Hell und warm ist es in den Produktionshallen, nicht besonders laut und sehr sauber. Der sonst für Metallbetriebe typische Geruch nach Schweißarbeiten oder Öl fehlt. „Wir beliefern die Lebensmittelindustrie, da sollte schon alles sauber sein“, meint Tobias Weber. „Und es ist auch für die Mitarbeiter angenehmer.“ Der 44-Jährige ist der Geschäftsführer, und der Stolz auf sein Unternehmen ist ihm anzumerken.

Komplexe Maschinen werden hier gefertigt und ganze Produktionslinien konstruiert, jede speziell nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden sowie für Hochleistungen. Ein sogenannter Slicer zum Beispiel schafft bis zu 2.000 Schnitte pro Minute, kann vier bis sechs Produkte gleichzeitig schneiden. In manchen der Edelstahlgehäuse verbirgt sich ein Röntgen-Scanner, der riesige Käselaibe prüft. Denn von der Größe der Löcher im Käse hängt sein Gewicht ab. „Der Käufer möchte ja immer genau 100 Gramm in seiner Packung haben“, erklärt Weber. „Wenn die Löcher also etwas größer sind, muss dicker geschnitten werden.“ Das passiert vollautomatisch, danach wird die Ware gewogen und verpackt – alles in einer einzigen Maschine.

Der Käufer möchte ja immer genau 100 Gramm in seiner Packung haben.

Tobias Weber

Präzise sind nicht nur die Maschinen. Einige Produkte werden akribisch in Handarbeit gefertigt.

Im engen Austausch: Tobias Weber und seine Mitarbeiter.

Hochwertige und leistungsfähige Maschinen während eines Fertigungsprozesses.

Spezialtechnik aus Mecklenburg-Vorpommern

Konstruiert und gefertigt werden die riesigen Geräte in Neubrandenburg. Als das Werk 1999 gegründet wurde, standen viele Fachkräfte aus dem ehemaligen DDR-Betrieb für Nahrungsgütermaschinenbau (NAGEMA) zur Verfügung. Inzwischen hat sich der Standort zur größten Produktionsstätte der Weber-Gruppe entwickelt: 500 Menschen arbeiten hier, darunter Konstrukteurinnen und Konstrukteure, Softwareentwicklerinnen und -entwickler sowie Anwendungstechnikerinnen und -techniker.

In den Werkhallen arbeitet die modernste Blechfertigung Europas, wie Geschäftsführer Weber betont. Große und kleine Roboter schweißen, biegen oder schneiden Metall per Laser. An anderen Stellen dagegen ist weiterhin Handarbeit gefragt. Die Schlosserinnen und Schlosser, Elektronikerinnen und Elektroniker sowie Zerspanungsmechanikerinnen und -mechaniker in der Produktion arbeiten meist im Zwei-Schicht-System. „Wir haben unsere Maschinen so ausgelegt, dass sie nachts und am Wochenende automatisch laufen“, erklärt der studierte Maschinenbauingenieur. „So konnten wir die ungesunden Nachtschichten abschaffen.“

Wir haben unsere Maschinen so ausgelegt, dass sie nachts und am Wochenende automatisch laufen.

Tobias Weber

Es muss dennoch niemand befürchten, dass ihm wegen Rationalisierung gekündigt wird. „Ohne Menschen wird es nicht gehen, dafür sind unsere Produkte zu individuell“, sagt Weber. „Und wir wollen immer da fertigen, wo wir auch entwickeln.“

Mensch und Maschine in perfekter Zusammenarbeit.

Spezialtechnik für morderne Fertigungsmethoden, Made in Neubrandenburg.

Hier ist Know-how gefragt. Zu komplexen Maschinen muss man einen guten Draht haben.

Eine weitere Besonderheit: Weber ist die einzige Firma der Branche, die über eine eigene Messerfertigung verfügt. Nur ein paar Kilometer von hier, in Groß Nemerow, werden pro Jahr 14.000 Klingen produziert. „Das ist gerade für die vegetarischen Produkte wichtig: Dafür sind spezielle Messer nötig und so was gab es ja bisher nicht“, erklärt der Geschäftsführer, der etwa alle vier Wochen nach Neubrandenburg kommt. Nur dieses Unternehmen stellt seine Messer aus Edelstahl her, die für die Verwendung nicht beschichtet werden müssen. Die Klingen werden in einem speziellen Verfahren gehärtet.

Familienbetrieb ist Weltmarktführer

Gebraucht werden die Spezialmaschinen von Kundinnen und Kunden aus der Lebensmittel verarbeitenden Industrie in aller Welt, neben Deutschland vor allem in ganz Europa sowie Nord- und Südamerika. Weber ist in diesem Segment Weltmarktführer.

Gegründet wurde das Unternehmen 1981 von Günther Weber im hessischen Breidenbach. Nach und nach kamen fünf weitere Standorte in Deutschland und einer in den USA hinzu. Insgesamt hat das Unternehmen heute 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Webers Sohn Tobias übernahm 2018 die Leitung der Firma.

„Als Familienunternehmen sind wir schon vom Grundsatz her auf Nachhaltigkeit orientiert, weil wir alles, was wir tun, in die nächste Generation hineindenken.“ Wichtigster Punkt sei die Energieversorgung. „Wir betreiben an allen Standorten Photovoltaik-Anlagen, würden gern ein Windrad bauen und planen zwei Vanadium-Lithium-Stromspeicher. Wir wollen komplett unabhängig werden.“

Auch für die Kundinnen und Kunden ist Energiesparen ein wesentlicher Punkt. „Deshalb werden die meisten unserer Maschinen mit energieeffizienten Servomotoren betrieben.“

In der Region engagiert

Doch die Rolle als großer Arbeitgeber der Region ist für die Familie Weber nicht alles. Das Unternehmen unterstützt mehrere Sportvereine und einen Jugendclub. Nicht zuletzt hat Unternehmensgründer Günther Weber der Stadt vor sechs Jahren ein außergewöhnliches Geschenk gemacht: die neue Orgel in der Konzertkirche.

„Ich finde dieses Engagement wichtig“, bekräftigt Tobias Weber. „Wir brauchen die Region, also möchten wir auch etwas zurückgeben.“ Durch diese Gegenseitigkeit werde die Firma weiter in der Region verankert. „Wir wollen Menschen für uns begeistern und Nachwuchs gewinnen.“ Er sieht Mecklenburg-Vorpommern als ein Land, in dem es sich schon wegen der landschaftlichen Schönheit gut leben lässt. „Viele, die mal weggehen mussten, kommen gern wieder, wenn sie die Möglichkeit haben“, weiß er aus Gesprächen. „Wenn man auf dem Land leben möchte, gibt es hier das Beste, was man sich wünschen kann.“

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